Von "Dauerwelle" bis "Waldsterben"
Im Obergeschoss der Tourist-Information "Kogge" befindet sich das Kuriose Muschelmuseum. Sie haben sich sicher schon immer gefragt, warum die Muscheln so einen komischen Namen haben, woher die Exponate stammen und wer sich die witzigen Namen hat einfallen lassen?!
Hier finden Sie die Antworten auf all Ihre Fragen.
Sind nur Muscheln zu sehen?
Der Normalbürger spricht fast immer nur vom „Muschelsammeln“. Naturwissenschaftlich wird aber unterschieden zwischen Muscheln (aus zwei Klappen bestehendes Gehäuse) und Schnecken (einteiliges, spiralig gewundenes Gehäuse). Das Muschel-Museum zeigt überwiegend Gehäuse von
(Meeres-) Schnecken. Streng genommen müsste es danach eigentlich „Schnecken-Museum“ heißen. Nein, „Schnecken-Gehäuse-Museum“, denn es sind nur „Hinterlassenschaften“ von Meeresmuscheln und Seeschnecken zu besichtigen. Ein Abfall-Museum! Die Abfallverursacher gehören zu den sogenannten Weichtieren.
Stammen die ausgestellten „Muscheln“ alle von hier?
Nein, natürlich nicht. Nur mit Nordsee-Muscheln ließe sich kein spezielles Muschel-Museum gestalten. Die Globetrotterreisen des Sammlers führten bisher
an die Küste von Nord- und Ostsee, Mittelmeer ebenso wie nach Indien, Indonesien, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Sri Lanka und Thailand. Es überwiegen die Exponate aus Süd-Ost-Asien zahlenmäßig, weil in diesem Teil der Welt Muschelverzehr und Schalenabfall noch am größten sind.
Ist das alles echt?
Abgesehen von ein paar „Scherzartikeln“, die aber als solche leicht erkennbar sind, ist jede ausgestellte Muschelschale und jedes Schneckengehäuse von den Tieren, die darin gelebt haben, unter Wasser so gebaut worden. Es ist nichts lackiert, poliert, gefärbt oder bemalt worden. Nachträglich geklebt wurden nur Teile, die beim Transport entzweigegangen waren.
Hat der Sammler danach getaucht?
Im Gegenteil! Er hat es schon immer abgelehnt, irgendwelche Tiere für Sammel- und Ausstellungszwecke zu töten. Von Lebendfunden wurde eventuell ein Foto gemacht, um sie anschließend sofort dem Meer zurückzugeben. Gesammelt wurde in den Armutsregionen der „Dritten Welt“, wo die Strände voll liegen mit leeren Gehäusen. Die weitaus meisten Fundstücke wurden aber aus den Abfallhaufen neben den Fischerhütten herausgesucht. Nach der Fleischentnahme wirft man die Gehäuse in den Abfall, wie wir die Eierschalen. Über 90 % der Sammlung sind auf diese Art zusammengetragen worden. Nur knapp 10 % stammen aus Schenkungen oder Erwerbungen.
Welche der Muscheln und Schnecken sind genießbar?
Genießbar kommt von „Genuss“. In den ärmeren Küstenregionen geht es aber um das tägliche Überleben. Die Frage muss also lauten: essbar? Antwort: So gut wie alle Muscheln und Schnecken (!!) sind essbar. Die Museums-Initiatoren haben unterwegs nur ganz wenige Arten gesehen, die mit Fleischinhalt weggeworfen wurden, z.B. Cypraeidea und Conidea (andere Berichte liegen vor, wonach auch Conidea trotz Giftdrüse gegessen werden, jedenfalls nach Entfernung der Innereien). Es war deutlich zu beobachten, dass zuerst die weniger schmackhaften Arten aussortiert wurden, sobald es den Menschen besser ging.
Und wer hat sich all die Namen einfallen lassen?
Ein ganz „normaler“ Mensch, nicht Biologe, nicht Pädagoge, nur vielseitig interessiert und mit etwas „Berliner Humor“. Der Laie ist fast immer dankbar, einmal keinen trockenen lateinischen Lehrstoff aufgezwungen zu bekommen. Eine soeben gelesene Bezeichnung wie Tridacna squamosa würde der Besucher nach Verlassen des Museums wieder vergessen haben. Bezeichnungen wie „Dauerwelle“ oder „Waldsterben“ dagegen werden ihm noch bei manchem Spaziergang wieder einfallen, an den Museumsbesuch erinnern und zu eigenen Gedanken anregen. Die Mischung aus „künstlerischem Gedankenspiel“ und „visuellem Naturerlebnis“ in diesem kuriosen Museum führt
zu einer wesentlich längeren Verweildauer der Besucher vor den einzelnen Exponaten im Vergleich zu den üblichen naturkundlichen Museen, die auch dem Nicht-Biologen die lateinische Nomenklatur „zumuten“.
Durfte denn das alles ausgeführt werden?
Die Sammlung wird bereits seit 1985 ausgestellt und ist jahrelang davor zusammengetragen worden. Damals waren sogenannte „Artenschutzregelungen“ selbst in Deutschland kaum bekannt, geschweige denn in der „Dritten Welt“. Es gab dort höchstens ein Kopfschütteln, wieso jemand derartige Abfälle im Rucksack und in Eimern nach Deutschland schleppt. In den Armutsregionen der Welt hat sich auch heutzutage daran nichts geändert.
Wohin mit den Gehäuseabfällen nach der Fleischentnahme?
Die heutigen Natur- bzw. Artenschutzgesetze haben in den Massentourismusländern (z.B. Ägypten, Dominik. Republik, Israel, Kenia, Malediven, Mauritius, Seychellen, Sri Lanka, USA) inzwischen durchaus ihre Berechtigung. Mit steigendem Lebensstandard geht der Muschel- und Schneckenverzehr (zu Lasten des Fischbestandes) zurück und damit auch der Anfall an Gehäusen aus Nahrungsabfall. Die Strandanspülungen reichen meist für die Muschel sammelnden Menschenmassen nicht aus, so dass Gefahr besteht, dass in diesen Ländern bzw. Regionen wegen der Gehäuse gefischt wird. Hier will die Museumspädagogik des Muschelmuseums helfen, mehr zu differenzieren.
Hat jemand die Ausstellungsstücke schon mal gezählt?
Schmunzeln Sie über mehr als 3.000 Exponate-Titel und bestaunen Sie weit über 4.000 Schalen und Gehäuse – wie bereits 170.000 Besucher vor Ihnen!
Öffnungszeiten & Preise
Das Kuriose Muschelmuseum ist zu folgenden Tagen für Sie geöffnet:
- Montag bis Freitag von 09:00 - 17:00 Uhr
- Samstag, Sonn- u. Feiertag von 09:00 - 12:30 Uhr
Der Eintritt kostet 1,00 € pro Person.