Kunststipendium Spiekerooger Zeltplatzresidenz
Inmitten einer einzigartigen Natur und rund drei Kilometer vom Dorfkern entfernt, liegt der Spiekerooger Zeltplatz – einer der schönsten Naturzeltplätze Europas. Ein Ort, der Inspiriert – hier bekommt man den Kopf frei für das Wesentliche. Seit Jahren nutzen Künstler den Zeltplatz als Rückzugsort, Quelle ihrer Inspiration und Kreativität. Die „Spiekerooger Zeltplatz Residenz“ möchte dies unterstützen, das Kunststipendium ermöglicht dem Sieger die Umsetzung eines temporären Kunstprojektes auf der autofreien Insel. Als Residenz wird ein Zelt zur Verfügung gestellt, ebenso erhält der Gewinner eine finanzielle Förderung sowie umfangreiche Kommunikationsleistungen. Gefördert werden Kunstprojekte, die im öffentlichen Raum stattfinden, Aufmerksamkeit für soziale und ökologische Problematiken generieren und in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein dafür schaffen. Das Thema wird jährlich neu festgegt.
9. Spiekerooger Zeltplatzresidenz 2023: Der Gewinner steht fest!
Mit seinem Projekt „Schreibtischtäter“ konnte der Berliner Performance-, Aktions- und Installationskünstler Albrecht Fersch die Jury beim Wettbewerb um das Kunststipendium Spiekerooger Zeltplatzresident überzeugen
Zum neunten Mal in Folge lud die Nordseeinsel Spiekeroog im vergangenen Jahr Künstler*innen ein, sich um das Kunststipendium Spiekerooger Zeltplatzresidenz 2023 zum Thema „Weitsicht“ zu bewerben. Vom Spätsommer bis Ende November 2022 konnten teilnehmende Künstler*innen ihre Arbeiten einreichen und nun steht der Gewinner fest: Der Berliner Performance-, Aktions- und Installationskünstler Albrecht Fersch belegt seiner Arbeit „Schreibtischtäter“ den ersten Platz.
Die Jury aus Kunst- und Kulturschaffenden sowie der er Stipendiatin des Vorjahres legte besonderen Wert auf Originalität und die partizipatorischen Aspekte der eingereichten Arbeiten. Des Weiteren standen der Bezug zur Insel sowie die Qualität und die Realisierbarkeit der Projekte im Fokus. Die Kunstschaffenden selbst blieben bis zur Endrunde des Auswahlverfahrens anonym, denn im Vordergrund sollten die Werke stehen.
Gewinner 2023: „Schreibtischtäter“ auf der Insel
Bei dem Gewinnerprojekt des in Schweinfurt/Unterfranken geborenen Künstlers Albrecht Fersch handelt es sich um die vierwöchige Performance „Schreibtischtäter, bestehend aus einem Bürozimmer am Strand und einem Büroangestellten bei der Arbeit“. Das Projekt von Albrecht Fersch überzeugte die Jury durch die ihm innewohnende humorvolle Absurdität und gleichzeitige Tiefgründigkeit, die zum Nachdenken über gesellschaftliche Zustände einlädt und dabei aktiv zur Partizipation einlädt. Das Thema Weitsicht wird in Bezug zur Insel gesetzt und darüber hinausgedacht. Grundlegende Fragen des menschlichen Lebens und Daseins werden zur Diskussion gebracht. Die Performance wird mit Spannung und Freude erwartet.
Kreative Projekte der Zweit- und Drittplatzierten: Vom Klang der Winde bis Baywatch
Neben Albrecht Ferschs „Schreibtischtäter“ beeindruckte die Jury auch das Projekt „Psychogeographie und der Klang des Windes von Jorn Ebner. Der Wind auf Spiekeroog ist (fast) immer anwesend. Im Projektvorschlag von Jorn Ebner bekommt der Wind die tragende Rolle, wird zum Hauptdarsteller. Die verschiedenen Klänge des Windes sollten gesammelt, untersucht, digital bearbeitet und den Anwesenden auf der Insel in neuer Präsenz zugänglich gemacht werden. Die Insel unter dem Aspekt der Weitsicht sollte erkundet werden und wäre in Soundscapes, Videos, Fotos sowie Zeichnungen dokumentiert worden. Ein Abschlusskonzert der digitalen Wind-Komponenten gemeinsam mit dem realen Wind war geplant. Die eingereichten Werkbeispiele dokumentierten die intensive Auseinandersetzung von Jorn Ebner mit Sound und seiner Visualisierung durch Performance und Zeichnung
Den dritten Platz belegte Lennart Cleemann mit seinem Projekt „Baywatch“, das unmittelbar an das Thema Weitsicht heranging. Geplant war eine architektonische Intervention am Strand, gebaut aus Materialien, die der Künstler auf der Insel gefundenen hätte. Ausgehend vom eingereichten Bildmaterial und dem Titel des Projektes ging die Jury davon aus, dass eine turmartige Konstruktion geplant war. Weithin sichtbar wäre das Bauwerk zum Treffpunkt geworden. Die Auseinandersetzung von Lennart Cleemann mit den Elementen Wind, Wasser, Feuer, sein Interesse an der Herkunft und der Geschichte der gefundenen Materialien, hätten das Projekt um eine inhaltlichgedankliche Ebene erweitert.
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Zeltplatzresidenz 2022 - ISOLATION
Die Spiekerooger Zeltplatzresidenz geht in die achte Runde! Am letzten Januarwochenende trat die Jury zusammen, um über das diesjährige Stipendium mit dem Themenbezug „ISOLATION“, die künstlerische Qualität, den Bezug zur Insel und die Realisierbarkeit der eingereichten Projekte zu diskutieren und über die finale Platzierung zu entscheiden. Besonderer Wert wurden auch auf die Originalität und nicht zuletzt auf die partizipatorischen Aspekte der Arbeiten gelegt. Die Jury war besetzt mit Kunst- und Kulturschaffenden und natürlich dem Gewinner des Vorjahres. Bis zur Endrunde blieben die Arbeiten anonym, da diese selbst im Vordergrund standen. Die Qualität und der Ideenreichtum der eingereichten Projekte waren durchweg sehr hoch und so fiel die Entscheidung natürlich nicht leicht.
Durchgesetzt hat sich schließlich das Konzept Lichtspuren von Susan Helen Miller
Mit ihrem Projekt Lichtspuren beschäftigt sich Susan Helen Miller mit dem Mensch-Tier-Verhältnis in Bezug auf Vögel, die vom Aussterben bedroht sind. Isolation im Kontext von Insellage und Pandemie wird über den Menschen hinausgedacht. Es handelt sich um eine Lichtinstallation im weitesten Sinne. Isolation – Vulnerabilität – Verantwortung werden in Bezug zu Spiekeroog gesetzt. Das Konzept besticht durch eine gute visuelle Umsetzung sowie einer Bildsprache die zum Nachdenken anregt.
Fade Out
Zweiteilige Arbeit bestehend aus Projektionen und Vogelsilhouetten im Kurpark
Projektionen:
Susan Helen Miller hat Found Footage Videos von unterschiedlichen Vögeln, die auf Spiekeroog zu finden sind und sich gleichzeitig auf der roten Liste bedrohter Tierarten befinden, digital bearbeitet. Die Vögel werden auf der Insel zurück in die umgebende Natur aus der sie stammen und in der sie leider immer seltener zu sehen sind, projiziert.
Vor Ort werden diese Videos mit einem akkubetriebenen Beamer auf die unterschiedlichsten Untergründe (Strand, Pflanzen, Wasser) projiziert. Diese Projektionen werden erneut abgefilmt und in der weiteren Verarbeitung mit einer neuen Tonspur unterlegt. Vor Ort wird mithilfe eines Tonaufnahmegeräts „Field Recording“ von Vögeln aufgenommen und gemeinsam mit dem Bewegtbild verarbeitet.
Es entsteht eine Kombination aus Echtem und Erdachtem, Lebendem und Verlorenem, um den Wandel der bedrohten Tiere zu einer verblassenden Erinnerung zu verdeutlichen. So zeigt die Arbeit auf, dass uns nur die Vorstellung erhalten bleibt, wenn ein Tier unwiederbringlich verschwunden ist
Objekte:
Im Kurpark hängen unter den Bäumen maßstabsgetreue Silhouetten von verschiedenen Vogelarten die sich auf der roten Liste befinden und vom Aussterben bedroht sind. Tagsüber sind sie weiß, doch im Dunkeln leuchten sie durch ihr fluoreszierendes Material eine Weile nach bis sie schlussendlich verblassen und in die Dunkelheit versinken. Bei der Arbeit geht es um kollektive schemenhafte visuelle Erinnerungen die nach und nach verloren gehen.
Folgende Vögel sind im Park zu finden:
Kornweihe, Steinschmätzer, Brachpieper, Uferschnepfe, Sandregenpfeifer, Sumpfohreule, Braunkehlchen, Bluthänfling , Blauracke
Lichtspuren
Besuchende des Kurparks sind dazu eingeladen an einem künstlerischem Versuchsaufbau teilzunehmen. Unter der Konzertmuschel steht ein Tisch mit einer Abbildung von Spiekeroog, auf der wichtige Ankerpunkte markiert sind. Dort können sie mit bereitgestellter Schnur die Wege nachbilden, die sie auf der Insel gegangen sind. Die Schnur ist aus selbstleuchtendem Material und läd sich tagsüber durch Sonneneinstrahlung auf. Durch immer mehr dazukommende Fäden wird sich die Karte nach und nach verdichten und verdeutlicht welche Spuren wir hinterlassen, wo eine geballte Präsens der Menschen auf der Insel ist. Dadurch zeigen sich die vom Mensch isolierten Orte, die den Tieren als Rückzugsort vorbehalten sind. So entsteht eine kollektive Arbeit, die die Bewegungsradien der Menschen auf der Insel Spiekeroog durch Überlagerung besonders im Dunklen sichtbar macht. Diese kollektive „Installation“ ist auch ein Begegnungsort, an dem Gespräche über die Insel, ihre Wege und Sehenswürdigkeiten, aber auch über die Flora und Fauna stattfinden können.
Zeltplatzresidenz 2021
Nachdem die Zeltplatzresidenz 2020 coronabedingt ausfallen musste, kann der Zeltplatz in diesem Jahr wieder öffnen – und somit auch den Gewinner der Zeltplatzresidenz willkommen heißen.
Gewonnen hat 2020 das Projekt „Mandala-Insel“ des Künstlers Ghaku Okazaki. 1988 wurde Ghaku Okazaki in Japan geboren, lebt und arbeitet heute jedoch in seinen Wahl-Heimaten Reutlingen und Bremen. 2020 absolvierte er an der Hochschule für Künste in Bremen sein Meisterstudium der Freien Kunst. Bereits seit 2017 konnte er seine Werke in eigenen Ausstellungen präsentieren. Okazaki bezeichnet seine Kunst als „harmonische Vision der Vielfalt“. Verschiedene Lebewesen, Kulturen, Geschlechter, Sexualitäten, Menschen und die Natur werden miteinander verbunden. Mit seinen hybriden Formen, die aus Menschen, Tieren, Pflanzen und mythologischen Fantasiewesen bestehen, zelebriert Okazaki die „Vielfältigkeit der Lebenskraft“.
Sein Projekt, mit dem er die Zeltplatz Residenz gewann, stellte seine Intepretation der Kreation des Freiraums dar. Hierfür bemalte der Künstler Betonskulpturen, die zum Nachdenken über die Welt einladen. Okazaki überzeugte die Jury durch seine überzeugende Darstellung davon, dass „‘Freiraum‘ ein grenzenlos universelles Feld sein kann“. Die Werke ließen ein hohes Maß an malerischer und bildhauerischer Kompetenz des Künstlers erkennen. Seine plastischen Figuren besitzen eine außerordentlich intensive Qualität, die sich in das Gedächtnis der Betrachter:innen einprägt. Die gemalten Protagonisten und die Schriftzeichen gehen eine untrennbare Einheit ein und erzählen Geschichten, ohne illustrativ zu sein. Die Jury bemerkte, dass die Bildsprache mit Farb- und Formgebung zwar inselfremd, aber dennoch überzeugend sei. Okazakis Umsetzung des Themas „Freiheit“ überzeugte die Jury durch die tiefgehende theoretische und poetische Durchdringung des Themas.
Die Skulpturen repräsentieren Sonne, Mond und Sterne und stellen die Verbindung zwischen kleinen Lebewesen auf Spiekeroog, Tag und Nacht und Leben und Tod dar.
Die Skulptur “Die Sonne” steht mit Ihrem lächelnden Gesicht als Willkommenstatue am Rathaus. “Der Stern” wiederum auf der Wiese vor dem Kurzentrum. Das Gesicht mit den großen Augen zeigt das Gefühl der Kuriosität und Neugier von Besucher*innen. Auf dem Zeltplatz steht die Figur “Der Mond”. Sie hat ein Gesicht der Turbulenz, das Sturm und Gewitter repräsentiert, das man auf dem Zeltplatz erleben kann.
Diese verschiedenen Gesichter stellen nach Ansicht des Künstlers die vielfältigen Seiten der Insel Spiekeroog dar und zeigen die vielfältiken Facetten der Natur. Nicht nur die traumhaften Strände, Blümchen, kleine Tiere oder Sonnenauf- und untergang, sondern auch den Sturm, Nässe und unerwartetes Unwetter.
Die ausgestellten Skulpturen bleiben bis Ende April 2022 ausgestellt und sind zum Verkauf verfügbar.
Zeltplatzresidenz 2019 - Loop
Zum sechsten Mal wird Sommer 2019 die Nordseeinsel Spiekeroog und ihr Zeltplatz zum Rückzugsort für einen Künstler oder eine Künstlerin. Im Dezember hat die Jury bestehend aus Kunst- und Kulturschaffenden getagt und die anspruchsvollen und qualitativ hochwertigen Bewerbungen zum Thema „Loop“ von Künstlerinnen und Künstlern aller Altersstufen aus dem In- und Ausland zu diskutieren und den Gewinner oder die Gewinnerin zu küren. Die Arbeiten blieben bis zur Endrunde anonym, damit die Projekte voll und ganz im Vordergrund stehen konnten. Dabei wurde besonders viel Wert auf die partizipatorischen Aspekte der Ideen, ihre Art der Auseinandersetzung mit dem Thema sowie ihre Verknüpfung mit der Insel gelegt. Mögliche Auslegungen des Themas „Loop“ waren das Prinzip der Dauerschleife, die Unendlichkeit als Konzept oder auch die Kreisläufe der Natur auf der Insel Spiekeroog. Thema der kommenden Ausschreibung (Spätsommer 2019) für die Zeltplatz Residenz 2020 lautet „Freiraum“.

Diesjähriger Gewinner ist Rainer Weber mit seinem Projekt „The Lazy Loop“, das mit Inhalt und Form die Jury überzeugt hat. Der Künstler plant den Bau einer Fußgängerachterbahn: der 30 Meter lange Holzsteg in Form einer liegenden Acht, mit Berg- und Talfahrten, Steilwandkurven und einem Looping wird in seiner schrillen und bunten Ästhetik an typische Achterbahnen erinnern, bei der Antriebstechnik aber auf die selbstständige Fortbewegung der Besucher setzen. Damit bezieht sich das Projekt klar auf den autofreien öffentlichen Raum der Insel und rüstet die technisch aufwendige Eventmaschine Achterbahn auf ein menschliches Normalmaß ab. Durch die Nutzung des natürlichen Baumaterials Holz in einer ursprünglichen Landschaft, wird der Gedanke der „Superlative Achterbahn“ mit einem schlichten Naturerlebnis konterkariert. Die Achterbahn wird für einen begrenzten Zeitraum für die Öffentlichkeit begehbar sein.
Spannende Projektideen: Stop-Motion-Filme und Audioinstallationen .
Auch in diesem Jahr waren nachdenkliche und kreative Ideen unter den eingereichten Konzepten: Auf Platz zwei landete beispielsweise das Projekt „Herr Loop“ von Naja Heid. Die Künstlerin schlug vor, durch Beobachten, Zuhören und Sammeln die Aspekte zu identifizieren, die sich auf Spiekeroog immer wiederholen. Daraus sollte ein Stop-Motion-Film entstehen, der durch eine Distanzierung von der Realität ihre humorvolle Spiegelung ermöglicht.
Auf dem dritten Platz überzeugte Yotam Schlezinger mit dem Konzept „Gekommen, um zu bleiben“, das Heimat als Loop interpretierte und die Prämisse hatte, dass Geschichte sich wiederholt. Aktuelle Themen wie Flucht, Migration und Seenotrettung betrafen die Insel Spiekeroog bereits vor 150 Jahren; in Form von Interviews und Erzählungen sollten Aspekte dieser Geschichte in Bezug auf den Heimatbegriff als Audioinstallation auf Kassettenbändern neu diskutiert werden.
Zeltplatzresidenz 2018 - Paradies
Josefine Rose Habermehl, die Gewinnerin der Zeltplatzresidenz 2018 zum Thema Paradies, befragte Inselbewohner*innen, Stammgäste und Touristen nach deren „paradiesischen“ Orten auf der Insel Spiekeroog. Mit einem Aufnahmegerät im Gepäck ließ sie sich die Orte zeigen, stellte ein paar Fragen zum Thema Paradies und Sünde und zeichnete die Gespräche auf.
Entstanden sind zehn kurze Hörstücke, welche nicht nur den Paradiesbegriff diskutieren, sondern auch die auf der Insel lebenden Menschen auf eine neue Art erlebbar machen.
Wie funktioniert’s?
An jedem der „paradiesischen“ Orte sind weiße Äpfel platziert. Auf diesen befinden sich QR-Codes (wie der rechts), diese einfach mit dem Smartphone scannen. Bei iPhones geht dies mit der normalen Kamera-App, bei Android-Handys wird eine Extra-App benötigt. Alternativ kann aber auch die Internetadresse unterhalb des Codes aufgerufen werden. Diese führt auch auf die entsprechende Website, wo dann dem jeweiligen Hörstück gelauscht werden kann. Wer ungern mit dem Smartphone über die Insel streift, kann den Hörstücken in der „Kogge“ lauschen oder auf www.zeltplatzresidenz.de/2018
Zeltplatzresidenz 2017 - „Willkommenskultur“
Einen Sommermonat lang war Spiekeroog wieder das Zuhause eines Künstlers im Rahmen des Kunststipendiums „Die Spiekerooger Zeltplatz Residenz“. Vera Nowottny, die Siegerin der diesjährigen Zeltplatz Residenz überzeugte mit ihrem Projekt „Leichte Bilder“ zum Thema „Willkommenskultur“. In den letzten Wochen führte sie viele Gespräche, "übersetzte" und interpretierte die Allgegenwärtigkeit von Informationstafeln, Hinweis- und Verbotsschilder, die auch auf Spiekeroog herrscht. Eine Vielzahl an neuen Schildern sind dabei entstanden, welche nun in Ergänzung an die "echten" Schilder angebracht sind - habt Ihr auch schon eins von Vera Nowottnys neuen Schildern entdeckt? Über aufgenommen Bilder zu diesem Thema, freuen wir uns, unter unserem aktuellen Facebook-Beitrag zu diesem Thema. Gerne auch mit dem Hinweis, wie ihr emotional zum jeweiligen Schild steht, was mit dem Schild verbunden wird, stört oder auch wichtig ist!
Zeltplatzresidenz 2016 - "Spiekeroopia"
„Ich denke mir also einen Ort, an dem ich gern sein möchte und sein kann. Ich denke mir ihn als eine Insel. (…) Meine Insel heißt spiekeroopia. (…) Grund und Ziel von spiekeroopia ist Kunst. Nur Kunst verdankt die Insel ihre Existenz. Ständig muss sie sich dadurch neu erschaffen, um von der harten Wirklichkeitsbrandung nicht verschlungen zu werden. Überall ist Kunst. Man spürt es sofort, wenn man die Insel betritt. Für die Menschen dort ist es das Normalste der Welt, sich vom Reizklima der Insel anregen zu lassen und Kunst zu leben. Sie kichern über soviel Wirklichkeitssinn, wie wir ihn hier mit uns durch die Welt schleppen.“
So beginnt der „Prolog“ des Künstlers Marcus Große, Gewinner der diesjährigen Zeltplatzresidenz. „Überall ist Kunst“ nimmt er wörtlich, seine bisherigen Aktivitäten auf Spiekeroog hat er auf http://spiekeroopia.tumblr.com/ zusammen gefasst!
Sand ist Gold – Prospektion für den Sandabbau auf Spiekeroog
Für große Aufregung auf Spiekeroog sorgte das fiktive Unternehmen Trans Crystal, welches sich auch als Teil des Kunstprojektes herausstellte. Plötzlich ist es da und betritt die Bühne von Spiekeroog – Trans Crystal. Viel lässt sich darüber nicht in Erfahrung bringen. Das Wenige ist aber konkret: TC ist ein Konzern, eine Corporation, vielleicht auch ein Zusammenschluss und bald an der Börse notiert. TC ist groß, sehr groß. Die Konzernzentrale befindet sich in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Von dort aus koordiniert TC seine globalen Aktivitäten. Das Kerngeschäft ist Sand ‒ profaner, scheinbar überall unbegrenzt zur Verfügung stehender Sand. Darauf gründet TC sein Imperium und seinen wirtschaftlichen Erfolg. Mit Warntafeln, Baustellenschildern und Absperrbändern kündigte der Weltkonzern eine Prospektion zur Erschließung einer Sandlagerstätte auf der Insel an.
Doch schnell konnte Entwarnung gegeben werden...alles nur Teil eines Kunstprojektes. Das Medienecho ist enorm – und die Reaktionen auf Spiekeroog natürlich ebenfalls. Marcus Große wurde an seiner fiktiven Strandbaustelle von zahlreichen Spaziergängern angesprochen und mit kritischen, fassungslosen aber auch interessierten Fragen konfrontiert. Andere Besucher hat das Projekt wiederum derart erregt, dass sie eigene Nachforschungen angestellt haben und sich letztendlich bei unserem Künstler für sein Umweltengagement bedankt haben. Genau dies ist das Ziel der Spiekerooger „Zeltplatz-Residenz“ – wir möchten durch derartige Projekte auf aktuelle Themen aufmerksam machen und das Augenmerk darauf lenken. Der Spiekerooger Sand ist sicher – zumindest vor dem Zugriff von internationalen Konzernen. Es wäre schön und erstrebenswert, wenn jeder „Fleck“ dieser Erde dies von sich behaupten könnte…
Bis Anfang Juli ist Marcus Große noch auf Spiekeroog aktiv, im Rahmen der Zeltplatzresidenz 2017 wird er seinen Platz in der Zelplatzresidenz-Jury einnehmen.
Zeltplatzresidenz 2015 - „Ich sehe was, was du nicht siehst“
Das Kunststipendium „Spiekerooger Zeltplatz Residenz“ der Nordseebad Spiekeroog GmbH erhält in diesem Jahr der Bremer Künstler Max Santo und residiert noch bis Ende Juni auf der Nordseeinsel. Die Jury überzeugte sein Konzept zum Thema „Ich sehe was, was du nicht siehst“: Der 31-jährige Max Santo erstellt aus Plastik, das am Strand angeschwemmt wird, großformatige Flaggen, die am 23.6.2015 auf der Insel gehisst wurden.
Bereits zum dritten Mal erhält ein Künstler auf Spiekeroog die Möglichkeit, während eines einmonatigen Stipendiums ein Projekt vor Ort zu verwirklichen. Insgesamt 74 Bewerbungen gingen für die Ausschreibung 2015 ein. Aufgerufen waren Installations-, Land Art-, Performance-, Foto- und Videokünstler ihre konzeptionellen, temporären Projekte im öffentlichen Raum und/oder partizipative Projekte einzureichen.
Als Wohn- und Arbeitsort dient dem Gewinner Max Santo ein Zelt auf dem Spiekerooger Zeltplatz. Hier setzt er auch sein Konzept um: Er sammelt einen Monat lang Plastikmüll am Strand, der aus dem Meer angeschwemmt wird und fertig daraus großformatige Flaggen. Oft nicht sofort sichtbar, ist die Insel einer stetigen Verschmutzung durch den Müll aus dem Meer ausgesetzt. „Ich möchte mich auf Spiekeroog mit dem beschäftigen, was man auf den ersten Blick nicht sieht. Und das ist Plastik, welches seinen ursprünglichen Verwendungszweck verloren hat. Man kann noch soviel davon einsammeln, es wird ständig Neues angespült. Da es sich auch nur sehr langsam zersetzt, ist die Umwelt mit Plastik kontaminiert. Durch die Transformation des Mülls in Flaggen möchte ich dieses Problem sichtbar machen. Flaggen stehen normalerweise für Staaten oder Territorien. Die globale Plastikverschmutzung kennt jedoch keine Grenzen. Mit dieser Irritation möchte ich arbeiten und zeigen, dass wir vielleicht die Oberhand schon verloren haben.“ so der Künstler Max Santo.
Rund 10 seiner Flaggen wurden am Dienstag, 23.6.2015 ab 13:30 Uhr an ausgewählten Flaggenmasten im Dorf, am Strand und am Zeltplatz gehisst. Anschließend werden die Flaggen als Exponate in einer Ausstellung im Haus des Gastes/Kogge noch bis Mitte August präsentiert. Am Donnerstag, 13.8.2015 findet dort eine Finissage statt, bei der Max Santo seine Publikation zum Projekt vorstellen wird.
Zur Website des Künstlers: www.maxsanto.de
Zeltplatzresidenz 2014 - "Beach House"
Die "Spiekerooger Zeltplatz Residenz" ist ein Kunststipendium ausgelobt in Zusammenarbeit mit der Nordseebad Spiekeroog GmbH. Gefördert werden Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Der Gewinner von 2014 ist Sebastian Dannenberg mit dem Projekt "BEACH HOUSE" zum diesjährigen Thema "Wohnraum". Der Künstler wird eine an LeCorbusier erinnernde "Hütte" am östlichen Hundestrand errichten. Das BEACH HOUSE ist eine (Wohn-) Utopie, die zum Verweilen einlädt, der Strandbesucher kann das Gebäude gebrauchen, sich hinlegen, sitzen oder etwas essen. Wie eine Hütte in den Bergen hat das Stelzenhaus das Potential einen simplen Unterschlupf zu bieten, der zum Assozieren und Tagträumen einlädt. Die klaren Formen und die simplen, leicht zu entschlüsselnden Materialien nehmen sich zurück und generieren Raum für den Besucher.
Der in Anlehnung an Le Corbusier zu realisierende Pfahlbau als Begegnungsstätte, Schutzhütte und wachsendes Gebilde ermöglicht für einen kurzen Zeitraum eine utopische Vision. Die Zone zwischen intensiv touristisch genutzter Landschaft und den Nationalparkflächen im Osten der Insel materialisiert sich zu einem Sehnsuchtsort und greift damit unbewusst in inselpolitische Strukturen ein.
Thema und Anforderung:
Die Ausschreibung richtet sich an Installations-, Land Art-, Performance-, Foto- und VideokünstlerInnen ohne Altersbeschränkung. Wir suchen konzeptionelle, temporäre Projekte im öffentlichen Raum und/oder partizipative Projekte. Es werden Projekte erwartet die sich künstlerisch mit der natürlichen, sozialen und kulturellen Struktur der Insel und deren offensichtlichen und latenten Brüchen auseinandersetzen. Das Jahresthema 2014 lautet WOHNRAUM. Das Thema kann im weitesten Wortsinn, auch sehr frei, bearbeitet werden.
Das Projekt sollte nach Möglichkeit in seiner Entstehung begleitet und medial dokumentiert werden können, dazu räumt der Künstler ein kommunikatives Nutzungsrecht für Fotos und Videos ein. Alle anderen Bildrechte verbleiben beim Künstler.